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F wie Fachkräftemangel. Und wie Frechmut! Eine Blogpräsentation

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Bildschirmfoto 2013-02-02 um 16.32.24Gleich drei Dinge auf einmal – das gibt es doch eigentlich nur in der Kinderüberraschung. Weit gefehlt. Ich präsentiere nicht die längste, sondern die cleverste Praline der Welt, Inhalt: Ein Blogartikel. Und ein Handout. Und die Präsentation für 600Minutes Human Resources, dem Stelldichein der Schweizer HR Créme de la crème. Wenn das mal nicht clever ist? Das Thema dreht sich um den Buchstaben F. F wie Fachkräftemangel. Und F wie Frechmut!

IMG_1476Ein bisschen Höflichkeit hat noch nie geschadet. Darum vorab: Danke Herr Decarolis für die Einladung heute!

Keine Ahnung, aber vielleicht erleben Sie als HR Chefin oder Chef an der 600Minutes Human Resources Veranstaltung von Management Events eine Zürcher Premiere. Oder eine Schweizer-, ach was, vermutlich eine Weltpremiere: Ich referiere auf der Basis dieses Blogbeitrags (hoffentlich funktioniert das Internet, wenn nicht: meiden Sie das Marriott Zürich). Aber lassen Sie uns starten, eine halbe Stunde ist nicht viel.

F wie Fachkräfte

Derzeit dominiert (noch) der Euro die Diskussionen um Arbeitsmarkt, Fachkräfte und Nachwuchs. Fast könnte man meinen, dass “dank” dem Euro die aktuellen oder drohenden Probleme in den Sonderverkauf der Arbeitsmarktregale gerutscht wären. Das wird kaum der Fall sein, schliesslich lösen sich Überalterung und die nachrückenden geburtenschwachen Jahrgänge nicht einfach so in Luft auf. Das Medley aus Schlagzeilen dürfte noch länger in den Hitparaden gespielt werden:

Über 15‘000 freie Lehrstellen, Lehrlinge sind gesucht wie nie. Die logische Folge:  Der Fachkräftemangel beginnt in der Schule und generell wird der Kampf um die Talente schärfer. Für HR-Profis ist der Fachkräftemangel die Sorge Nr. 1. Der Schweiz droht ein Fachkräftemangel und zwar in vielen Bereichen. Auch Solothurner Bauern beklagen Nachwuchsmangel. Zum Glück sagt jetzt nicht nur Swissmem dem Fachkräftemangel den Kampf anFachkräftemangel: Mit Begeisterung ist es nicht getan, hält die NZZ nüchtern fest. Doch etwas Begeisterung, Leidenschaft, ja schlicht Freude am Werben um den Nachwuchs wäre schon einmal ein Anfang – und sicher nicht der Schlechteste.

F wie Fies (das Markendilemma)

A propos Freude. BMW (“Freude am Fahren”) ist zusammen mit einigen wenigen anderen Marken in der glücklichen Lage, nicht im Markendilemma zu stecken. Man kennt sie. Man will ihre Produkte. Und will ergo dort arbeiten. Unwissend, wie die starke Marke als Arbeitgeber wirklich ist. So einfach ist das und fast etwas fies für alle anderen. Zum Beispiel für die “hidden champions”, die im B2B tätigen und den aus anderen Gründen unbekannten Top-Arbeitgebern. Und unangenehm auch, wenn man zwar bekannt, aber “im falschen Chistli” ist, also im sekundenschnellen Stereotypen-Screening der Talente durchfällt. Wer als träge gilt oder in seinen aussergewöhnlichen Perspektiven oder der Berufsvielfalt nicht wahrgenommen wird.

Ein schwieriger Arbeitsmarkt. Das Marken-Dilemma. Keine schönen Zwillinge. Doch es gibt Strategien.

F wie Personalwerbung Fon gestern

(Vorab: Ja, ich weiss, wie man von schreibt – ich bin ja nicht fon gestern) Die Quizfrage: Wenn Angebot (gross) und Nachfrage (tief) nicht im Lot sind, wäre dann nicht ein verstärktes Werben eine mögliche Lösung? Eben. Doch genau das passiert noch zu wenig. Drei Beispiele:

Karriere-Webseiten sehen oft noch so aus wie damals, als das Internet laufen lernte. Staubtrocken, lieblos gestaltet, pdf-Linkwüsten. Dabei gibt es viele gute Beispiele, die zum Abschauen schön gemacht sind, wie zum Beispiel die sackstarke Seite von ABB Schweiz, die mit einem modernen Design überzeugt. Oder das Inselspital Bern (ausgerechnet die langsamen Berner…) mit vielen sauber gegliederten Job-Videos. Die Migrosbank, die zeigt, was sie zu bieten hat oder PostFinance, die Interessenten auf eine zauberschöne virtuelle Tour durch seine “Arbeitgeberwelt” mitnimmt.

Stelleninserate sind nach wie vor das wichtigste Werbemittel in der Personalgewinnung. Tönt uncool, ist aber so. Uncool sehen sie auch aus, die Printinserate aus den 1960-er Jahren, die verkleidet mit ihren pdf-Mäntelchen den Möglichkeiten des Web 2.0 trotzen. Schrecklich. Auch hier gibt es Anschauungsunterricht, zum Beispiel beim Kinderspital Zürich, bei der Swisscom oder der St.Galler Kantonalbank.

Nicht nur Firmen, sondern ganze Branchen suchen im wahrsten Sinne auf den Knien nach Nachwuchs. So scheinen Bodenlegerin oder Innendekorateur Fachrichtung Boden nicht gerade die Wunschjobs unserer Zeit zu sein. Wunderbar, dass der Berufsverband dementsprechend auffällig und mit seiner Kampagne äs fägt durchaus ansprechend um junge Nachwuchskräfte wirbt:

es faegt 2

Sogar ein Video ist mit dabei, doch das würde man sich lieber wegwünschen. Die Zielgruppe wurde offensichtlich vergessen, aufregen muss man sich deswegen trotzdem nicht, der Sprecher übt eine beruhigende Wirkung aus.

(Sofern Sie vor 1:02 aufgegeben haben: Ja, später kommen dann in der Tat auch noch ein paar Menschen mit Jahrgang 1990 oder später vor…)

F wie Frauen (gezielt ansprechen)

Wenn es um die Bewältigung des Fachkräftemangels geht, dann rücken Frauen zum strategischen Wundermittel Nummer eins auf. Zu recht: Frauen sind top-gebildet und in vielen Branchen und Berufen noch immer untervertreten. 40’000 Schweizerinnen würden gerne mehr oder wieder arbeiten, schätzt Adecco Schweiz CEO Michael Agoras. Doch wer Frauen für sein Unternehmen gewinnen will, muss sie zuerst einmal ansprechen. Damit tun sich einige schwer und werben ziemlich verkrampft:

bewerbungen von Frauen

Immerhin, müsste man wohl sagen, noch immer besser als die idiotischen Stereotypen:

Sekretärin

(“Fräulein Müller, bitte zum Diktat”)

Hoo1Man kann seine Zielgruppen (nicht sich selbst!) natürlich auch sehr direkt und auffällig ansprechen – dabei lauert aber durchaus die eine oder andere Klippe. Werbung wie dieses Stelleninserat links mag auffällig sein, ist aber wohl keinem Unternehmen wirklich zu empfehlen.

Überhaupt. Seine Zielgruppen direkt und emotional anzusprechen, mit Witz und Bildern, das ist okay. Plumpe Anmache, anbiedern oder sich verstellen sind nicht okay.

Es geht auch anders: Frisch. Überraschend. Verblüffend. Schön. So wie die Frauenkampagnen der Verkehrsbetriebe Zürich. Resultat: Eine glatte Verdoppelung der Bewerbungen von Frauen für die Tramcockpits, über 90% mehr Anstellungen von Frauen und generell mehr Frauenpower in den Zürcher Trams. Es heisst ja schliesslich: Die VBZ!

Friday

Trendfarbe blau

 FotoKellnerin im Kinojpg

F wie Frechmut

Frechmut. Das Gegenteil. Es enthält viele wichtige Nährstoffe für gute und wirkungsvolle Personalwerbung. Frechmut ist eine Einstellungssache, oder von mir aus Kopfsache. Was mich (das mit dem Kopf) auf die aktuelle Kampagne der VBZ bringt. Die Aufgabenstellung: Die vielen kaum sichtbaren Berufe und somit die Vielfalt an Jobs und potenziellen Arbeitskolleginnen bekannt machen. Die 1400 Fahrer sieht man täglich im Zürcher Verkehrsspektakel. Die über 1000 Spezialistinnen hinter den Kulissen agieren fast gänzlich im Verborgenen. Diese unsichtbaren Talente sichtbar zu machen, war die Herausforderung. Die Lösung ist eine fast schon paradoxe Intervention: Wir machen die Talente sichtbar, indem wir sie verschwinden lassen. Verrückt? Ja, durchaus:

Das Vorgehen (bitte denken Sie an den Kopf, an November und an Minustemperaturen):

Das Resultat

Ramon Mächler_GaleryPrint

Ramon Mächler

Ralph Signer

Thomas Eisenring

Marina Böhm

Medienpräsenz

Aufnahme3

Und: 20 Minuten (Print und online), Persönlich (Print und online), Tagblatt der Stadt Zürich (Print und online), Radio 1, Klein Report, Werbewoche, diverse Fachmedien

Hier noch – Ehre wem Ehre gebührt – knappe zwei Minuten Liu Bolin. Der chinesische Künstler, der mit seiner Bilderserie “Hiding in the city” die VBZ inspirierte…

Auf Wiederlesen – bzw. natürlich für einmal: Auf Wiedersehen

P.S. Das Internet im Marriott Zürich war anständig schnell und auch sonst klappte alles. Prädikat empfehlenswert.


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